Freude über die mannschaftliche Entwicklung und internationale Freundschaft mit der Good Hope Soccer Academy in Kisauni/Mombasa/Kenia
Text: Julian Traublinger, Fotos: alle BGL International Freilassing von 2018 e.V. bzw. Universal Lighthouse e.V.
Freilassing. Nachdem 2019/20 und 2020/21 der Spielbetrieb mehrfach aufgrund eines pandemiebedingten Lockdowns ausgesetzt wurde, gelang es der Fußball-C-Klassen-Mannschaft des BGL International Freilassing trotzdem, sich in der Zwischenzeit fit zu halten und das Team weiter zu formen. Cheftrainer Tom Mooser bot regelmäßig eine Online-Konferenz zum gemeinsamen Krafttraining an, die auch von vielen Spielern genutzt wurde und ein App-gesteuertes Lauftraining. Er hatte aber auch Verständnis, wenn aus Frust über die Gesamtsituation nicht der gleiche Trainingseifer gezeigt wurde wie während einer laufenden Saison.
Umso wichtiger war es, dass nach Abbruch der „Corona“-Saison 2019/20/21 dieses Jahr ab Juli wieder in die Vorbereitung gestartet werden konnte und eine Perspektive bestand. Am Ende der abgebrochenen alten Spielzeit, welche die erste Saison der Vereinsgeschichte darstellte, belegte man entsprechend der Quotientenregelung den vierten Platz. Im Vorfeld des heurigen Punktspielauftakts brachten die Freundschaftsspiele gegen durchwegs höherklassige Gegner zwar einige „Klatschen“, aber auch ein knappes 2:3 im Heimspiel gegen Dauerrivalen und jetzigen B-Klassisten SC Anger II. Das erste Unentschieden wurde dann von den Grenzstädtern wiederum zu Hause zum Saisonbeginn gegen den WSC Bayerisch Gmain II erzielt.
Noch befand sich die Mannschaft in einer Findungsphase, aber schon bald zeigte sie Klasse mit einem gerechten 0:0 in Oberteisendorf gegen die dritte Garnitur des SV und einem fulminanten 3:2-Auswärtssieg in Waging gegen die Reserve des TSV. So sollten es auch diese beiden Konkurrenten sein, mit denen zusammen die ersten drei Plätze in der Tabelle der C-Klasse 8 geteilt werden. In beiden Spielen stand übrigens Interimscoach Rudi Tschoner an der Linie, der einen guten Draht zur Mannschaft hatte und Training und Spiele zusammen mit den Führungsspielern managte, während Mentalcoach Bernard Payet und Chefcoach Thomas Mooser in Kenia Aufbauhilfe für die befreundete Good Hope Soccer Academy leisteten. Die Freude über die erfolgreichen Leistungen war auf beiden Seiten riesig und jenseits der Erwartungen.
BGL International verabschiedet sich denn auch als einzige Mannschaft der Liga ungeschlagen in die Winterpause. Aus dem inoffiziellen Titel des „Herbstmeisters“ machen sich die Burschen aus über zehn verschiedenen Nationen eher wenig – wichtig ist der Teamgeist als Basis für die sportliche Leistung, das Zusammenspiel und der kontinuierliche Lernfortschritt nach jedem Training und Match, egal wie die Zahlen stehen. Sie wollen einfach nur ihr Bestes geben, auf und neben dem Platz.
Apropos neben dem Platz: Aus einer 2019 durch Kenia-Urlauber und Team-Mitglied Klaus Heigl und Thomas Mooser eingefädelten Kooperation mit der Good Hope Soccer Academy im ostafrikanischen Mombasa wurde eine enge Freundschaft. Die Partnerschaft zwischen Good Hope FC und BGL International verstetigte sich, so dass Mooser und Payet dieses Jahr im Sommer einen Unterstützungsverein namens Universal Lighthouse gründeten. Die beiden sind stets in engem Austausch mit den Akteuren in Kisauni, einem der ärmsten Viertel in Mombasa, der zweitgrößten Stadt in Kenia. Um nur ein paar Förderer zu nennen: Diese reichen etwa vom Weltladen Mitterfelden mit dem Verein „fair miteinander“, dem Sportgeschäft Meissl in Rott am Inn, über Haupt-Sponsor Swietelsky Faber, „Fräulein Braut und der Mann im Anzug“, ansässigen Sportvereinen und Schulen bis hin zu vielen engagierten Menschen aller Altersgruppen, welche der Aktion ungeahnte Flügel verliehen. So schaffen es BGL International Freilassing und dann Universal Lighthouse seit über eineinhalb Jahren, jede Woche 200 Euro nach Kisauni zu überweisen, die direkt in Lebensmittelspenden an Familien der Good-Hope-Spieler fließen, so weit es benötigt wird. Daraus wurde noch mehr.
Im August fand die erste Reise eines Teams von Universal Lighthouse nach Kisauni statt. Die Teilnehmer erkundeten die unterprivilegierte Siedlung dort und waren tief bewegt durch die Begegnungen mit materiell armen aber im Herzen reichen Menschen. Zum Team gehörten Tom Mooser mit Mentaltrainer Bernard Payet, dessen Tochter Sofia, die Schauspielerin ist und vor Ort professionelle Interviews führte, und Sohn Rafael, der technische Aufgaben übernahm, sowie mit Unterstützung durch den professionellen Kameramann Patrick Weichmann und durch Julia Hendlmaier. Auch Alpin-Ski-Profi und Schirmherr von BGL International Tommy Ford aus den USA kam dazu und inspirierte die Kids und Jugendlichen zu Höchstleistungen.
Es entstand der Entschluss, die Good Hope Soccer Academy unter der Leitung ihres Gründers Shem Lumumba, aber auch Asha Pili Ramadans Tabarak-Waisenhaus und die Eagle Wings Schule von Johnstone Maelo in Kisauni langfristig zu fördern. Zurück in Bayern brachte der Verein Universal Lighthouse in Vorträgen und in Presse und Fernsehen sein Anliegen den Einheimischen näher und die (Spenden-)Resonanz darauf war überwältigend. Neben einer dauerhaften monatlichen Unterstützung für die drei Projekte konnte bereits ein Grundstück für den Neubau einer Schule erworben werden. Die Vernetzung und gegenseitige Unterstützung der drei Projekte und der handelnden Personen vor Ort untereinander ist für die Vereinsarbeit von größter Bedeutung. Die nächste Afrikareise soll schon im kommenden Dezember stattfinden. Bei Interesse gibt es Informationen unter: www.universal-lighthouse.org oder auch in Facebook: www.facebook.com/universalLH.
Eine nicht unerhebliche Notiz am Rande: Das Coaching der ersten Mannschaft durch die BGL-International-Trainer trug dazu bei, dass Good Hope seither kein Spiel mehr verlor und sich vom vorletzten Platz auf den fünften Rang vorarbeitete. Gelingt ein Sieg im letzten Spiel bedeutet das die Teilnahme an den Playoffs zum Aufstieg.
Ein dickes Lob und große Freude wurde BGL-Innenverteidiger und Vizekapitän Peter Anigene im September zuteil. Er hatte es geschafft, aus Nigeria kommend zunächst ohne Deutschkenntnisse die zweijährige Integrationsklasse der Berufsschule zu besuchen, um dann direkt in die Ausbildung zu starten. Mittlerweile hatte er diese mit Bravour bestanden und ist jetzt geprüfter Beton- und Stahlbetonbauer, wozu ihm seine Mannschaftskameraden gratulierten. Er steht stellvertretend für so viele im Team, die unter ähnlichen Voraussetzungen gestartet waren und Ihren Weg erfolgreich beschritten haben.
So kann BGL International in seiner noch jungen Geschichte nicht nur auf sportlich beachtliche Errungenschaften zurückblicken, sondern sich auch glücklich schätzen und dankbar sein, dass seine Spieler teils unter schwierigen Bedingungen Herausforderungen annehmen, und diese bereit sind zu meistern sowie für die Ehre, Menschen helfen zu dürfen, die sich selbstlos in ihrer Gemeinschaft in Kisauni für die Kinder einsetzen. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.